Hilfe bei psychischen Erkrankungen: Neues Versorgungsangebot von BRÜCKE und Techniker-Krankenkasse in Lübeck gestartet

Mit dem Netzwerk psychische Gesundheit (NWpG) soll die Lücke zwischen ambulanter und stationärer Versorgung bei psychisch erkrankten Menschen geschlossen werden. Versorgungsstart in Lübeck ist der 1. Juli.

 

Die Zahl der psychischen Erkrankungen hat im vergan-genen Jahr in Schleswig-Holstein erneut zugenommen: Drei Tage war statis-tisch gesehen jeder Erwerbstätige deswegen arbeitsunfähig – das sind fast zehn Prozent mehr als noch im Jahr 2013. Diese Daten gehen aus einer ak-tuellen Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) hervor.

Immer wieder erleben Betroffene, dass sie bei akuten Problemen keine schnelle Unterstützung in Ihrer Krise bekommen. Die häufige Folge sind Krankenhauseinweisungen – auch in Fällen, die eigentlich ambulant behandelt werden könnten. Im „Netzwerk psychische Gesundheit“ (NWpG) soll ihnen durch unterschiedliche Fachkräfte nach dem Prinzip ‚ambulant vor stationär‘ effektiver und individueller geholfen werden als in der regulären Versorgung.

Die TK bietet das „NetzWerk psychische Gesundheit“ (NWpG) seit Anfang des Monats nun auch wieder in Lübeck in Kooperation mit der gemeinnützigen therapeutischen Einrichtung „DIE BRÜCKE“ an. Im Jahr 2010 startete das innovative Versorgungsmodell in Kiel und wurde kontinuierlich in weiteren Kreisen des Landes umgesetzt. Vertragspartner der TK zur Koordination des NWpG ist in Schleswig-Holstein die Abitato Managementgesellschaft.

Netzwerkdenken schafft neue Wege aus psychischen Krisen

Das Netzwerk koordiniert sozial- und gemeindepsychiatrische Ärzte, Pfleger und Therapeuten, die sich gemeinsam um die Patienten kümmern. „Ziel des Konzepts ist es, die Patienten so weit zu unterstützen, dass sie trotz ihrer Erkrankung im gewohnten familiären, beruflichen und sozialen Umfeld bleiben können“, erklärt Frank Nüsse, Geschäftsführer der BRÜCKE in Lübeck.

Konkret sieht das Versorgungsangebot so aus: Betroffenen stehen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr Ansprechpartner zur Verfügung, die sie bei Bedarf zu Hause aufzusuchen und unterstützen. So kann der Patient selbst entscheiden, welche Hilfe er in welcher Situation benötigt. Zusätzlich kann er die sogenannte ‚Krisenpension‘ mit Übernachtungsmöglichkeit – ein Rückzug-sort mit therapeutischer Begleitung – nutzen, ohne das eigene Lebensumfeld verlassen zu müssen. In die Behandlung werden auch Vertrauenspersonen der Patienten einbezogen. So können die Menschen und ihre Angehörigen bereits im Vorfeld einer entstehenden oder wiederkehrenden Krise Hilfe in Anspruch nehmen und Schlimmeres vermeiden.

Drehtüreffekt verhindern

„Gerade die Menschen, die bereits in eine Klinik eingewiesen wurden, werden sehr häufig zu weiteren Behandlungen stationär aufgenommen“, erklärt Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. „Dies hat schwerwiegende Folgen, da die Patienten in vielen Fällen für lange Zeit aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden und hinterher große Probleme haben, wieder Fuß zu fassen.“ Genau hier greife das Netzwerk und verhindere den sogenannten „Drehtüreffekt“. Auch nach einem Krankenhausaufenthalt betreut das NWpG die Patienten in ihrer persönlichen Lebenssituation nachhaltig und kann weitere Klinikeinweisungen vermeiden.

 

Hinweis an die Redaktionen:

Weitere Informationen zum „NetzWerk psychische Gesundheit“ finden Sie unter tk.de, Webcode 612284. Die Krankenstandsdaten gehen zurück auf den Gesundheitsreport 2015. Dafür hat die TK die Krankschreibungen ihrer 4,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet. Dazu zählen sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I.

Mittlerweile beteiligen sich auch andere Krankenkassen an dem Modell oder bieten die Leistung im Rahmen der Integrierten Versorgung an.