Menschen prägen Arbeitsbereiche

Gute Ideen gibt es viele – und manche werden erfolgreich umgesetzt, wenn Menschen mit Visionen und Zielstrebigkeit dahinter stehen.

Im September 2006 – vor gut 8 Jahren – begann Jochen Bauer mit dem Aufbau der BRÜCKE-Digitaldruckerei im Rahmen des ADiNet (Arbeits- und Dienstleistungsnetzwerk). Die anfängliche Produktpalette aus Visitenkarten und Flyern umfasst heute alle Produkte einer modernen Digitaldruckerei – von Geschäftsdrucksachen, Büchern, Kalendern, Postern und Zeitschriften bis hin zum Leinwanddruck für großformatige Bilder auf Keilrahmen.

Ende April 2015 hat Jochen Bauer die Druckerei verlassen und ist in den Ruhestand gegangen. „Ich kann nun machen, wozu ich Lust habe und die Grundfinanzierung ist immer gesichert. Das ist ein großartiges Gefühl.“ Die Beschäftigung mit der Fotografie gehört für den gelernten Fotografen sicherlich mit an vorderster Stelle zu seinen neuen Tätigkeiten im Ruhestand.

Zu Beginn stand für Jochen Bauer der Auftrag, die Druckerei mit Technik, Computern und Arbeitsplätzen aufzubauen und zunächst die BRÜCKE-eigenen Drucksachen zu erstellen. Bauer: „Ziel war dabei jedoch erst in zweiter Linie, interne Kosten für Drucksachen zu sparen. An erster Stelle ging und geht es darum, psychisch beeinträchtigte Menschen in dem geschützten Rahmen dieser Druckerei unter Anleitung zu beschäftigen. Eine sinnvolle Tätigkeit für Betreute, die Möglichkeit zur Tages- und Wochenstruktur, Arbeitserprobung, Teilhabe und sogar die Rückkehr auf den ersten Arbeitsmarkt nach Überwindung einer psychischen Erkrankung standen – und stehen bis heute – im Mittelpunkt dieser besonderen Druckerei.“

Die Anforderungen für die Ziele und Aufgaben sind dabei vielfältig. Die Beschäftigten müssen die Tätigkeiten in einer Druckerei erst erlernen, „Übungsarbeiten“ landen da schon mal im Papiercontainer, da sie nicht verwertbar sind. Gleichzeitig – neben der Anleitung psychisch beeinträchtigter Menschen – sind Kundenwünsche, Termine und Qualitätsansprüche zu berücksichtigen – ganz wie in einer „normalen Druckerei“. Wenn ein Beschäftigter etwas „verbritzelte“, hatte Jochen Bauer Verständnis dafür: „Sowas passiert einfach. Und dafür, dass in der Druckerei viele Angelernte tätig sind, passiert noch wenig. Manchmal heißt es dann, einen Auftrag neu zu bearbeiten, denn mir war immer klar: die Qualität unserer Drucksachen muss für die Kunden immer hoch und marktvergleichbar sein.“

Das Arbeitsklima in der Druckerei ist von Verständnis und von gegenseitigem Respekt geprägt. Die Arbeit ist faszinierend, da viele Menschen angeleitet, geführt, begleitet werden müssen und das „Technische“ einer Druckerei, obwohl immer präsent, dabei in den Hintergrund rückt.

In der Druckerei, wie auch in den anderen Beschäftigungsprojekten des ADiNet, geht es um den Arbeitsalltag, um Normalität. Die Beschäftigten schätzen dies sehr. Bei der Frage nach dem Befinden gilt es beispielsweise immer wieder das richtige Maß zu treffen, insbesondere im Vergleich zu anderen Angeboten der Eingliederungshilfe, bei denen oft ein therapeutischer Hintergrund vorliegt.

Für Jochen Bauer war es „wie ein Geschenk“, wie er es formuliert, diese Druckerei aufzubauen. Es machte ihm Spaß sie zu entwickeln, neue Geräte zu entdecken, Programme kennenzulernen, das Spektrum zu erweitern wie z.B. mit dem Leinwanddruck. Mittlerweile umfasst die Kundenkartei ca. 7.000 Einträge, viele davon sind Stammkunden. Bauer: „Einige kommen, weil wir die BRÜCKE sind, aber die meisten interessiert das erst einmal nicht. Es geht um den Auftrag und viele Kunden wissen gar nicht, wer hier arbeitet und merken es auch nicht.“

Bettina Skambracks, Jochen Bauer (Mitte, jetzt in Pension) und Jörg Hönke von der Digitaldruckerei.  Foto: Carolin Schilling
Bettina Skambracks, Jochen Bauer (Mitte, jetzt in Pension) und Jörg Hönke von der Digitaldruckerei der BRÜCKE, An der Unjtertrave 71-73. Foto: Carolin Schilling

Für das Druckereiteam geht mit dem Ausscheiden von Jochen Bauer die Ära der „Gründungsmitarbeiter“ zu Ende. Bereits 2013 war Bettina Skambracks als neue Arbeitsanleiterin in die Druckerei gekommen. Seit April 2015 neu dabei ist Jörg Hönke, der mit seinen jahrelangen Erfahrungen aus der Druckbranche das Team weiter verstärkt. Wie schon Jochen Bauer ist beiden jetzigen Arbeitsanleitern das gute Klima wichtig – im Team wie auch gegenüber den Kunden. Oder wie es Jochen Bauer formuliert hat: „Letztlich ist wichtig, dass Betreute und Kunden zufrieden sind und dass die Technik funktioniert.“ Alles Gute für die Zukunft!

 

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