Psychische Erkrankungen durch Flucht und Trauma

BRÜCKE Lübeck: Bedarf erkennen, Begleitung und Behandlung anbieten –

Für viele Flüchtlinge in Deutschland gehören die Aspekte „Flucht und Trauma“ oft eng zusammen. Studien haben festgestellt, dass bis zu 40 % der Flüchtlinge, insbesondere Folterüberlebende, Kriegsopfer, Kindersoldaten und Opfer von Menschenhandel, aufgrund ihrer Erlebnisse, der Flucht und der Lebenssituation an einer psychischen Erkrankung leiden, allem voran die posttraumatische Belastungsstörung. Auch Angstzustände und depressive Störungen sind weit verbreitet. Eine psychotherapeutische oder psychiatrische Versorgung dieser Menschen steht jedoch erst am Anfang. So die Informationen während eines Seminars über „Flucht und Trauma“ bei der zur BRÜCKE Lübeck gehörenden Fortbildungseinrichtung FoCuS, das am Mittwoch, dem 20. Januar 2016, stattfand.

Maria Belz und Ibrahim Özkan, beide Psychologen im Schwerpunkt Kulturen, Migration und psychische Erkrankung des Asklepios Fachklinikums Göttingen, informierten über "Flucht und Trauma"
Maria Belz und Ibrahim Özkan, beide Psychologen im Schwerpunkt Kulturen, Migration und psychische Erkrankung des Asklepios Fachklinikums Göttingen, informierten über „Flucht und Trauma“

„Wir erkennen zunehmend mehr die Bedeutung und das Ausmaß der psychischen Erkrankungen bei vielen Flüchtlingen“, erklärte Frank Nüsse, Geschäftsführer der BRÜCKE. „Deshalb haben wir dieses Seminar organisiert, um Informationen und Fachwissen erfahrener Therapeuten und Psychiater in die Region Lübeck und Umgebung zu tragen.“ Maria Belz und Ibrahim Özkan, beide Psychologen im Schwerpunkt Kulturen, Migration und psychische Erkrankung des Asklepios Fachklinikums Göttingen, berichteten über die oft dramatische psychische Situation von Flüchtlingen und die vielfach noch mangelnde Versorgung. „Information und die Vernetzung der Hilfeangebote in der Region können jedoch nur ein erster Schritt sein“, ergänzt der BRÜCKE-Geschäftsführer. „Die betreffenden psychosozialen Einrichtungen und auch wir als BRÜCKE müssen Hilfeangebote auf den neuen Bedarf hin überprüfen und entsprechend ergänzen.“

Um die psychosoziale Versorgung von in Deutschland lebenden Flüchtlingen ist es nach Ansicht von Fachorganisationen, z.B. der „Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer – BAfF e.V.“ (Berlin) nicht gut bestellt. „Flüchtlinge in Deutschland erhalten nur unzureichenden Zugang zu gesundheitlicher Versorgung – insbesondere die psychosoziale Versorgung von geflüchteten Menschen ist mangelhaft“, kritisiert Elise Bittenbinder, Vorsitzende BAfF e.V. Bereits vor dem Anstieg der Flüchtlingszahlen lag der Versorgungsbedarf traumatisierter Geflüchteter nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft allein im Bereich der Psychotherapie um das Fünffache über den aktuell verfügbaren Versorgungskapazitäten.

Die BRÜCKE Lübeck möchte nach dem heutigen ersten Seminar weiterhin gemeinsam mit anderen in dieser Region für Flüchtlinge tätigen Institutionen (z.B. Gemeindediakonie, Vorwerker Diakonie, dem ZIP am UKSH, dem DRK und weiteren Anbietern psychosozialer Hilfen) an Aufklärung und der Verbesserung der Versorgungssituation arbeiten. Hiefür werden auch zukünftig Informationsveranstaltungen angeboten.

Informationen und Hilfeangebote u.a. unter:

www.baff-zentren.org oder www.die-bruecke.de